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Holy Moses Bio

Holy Moses
Band members
Sabina Classen - Vocals Michael Hankel - Guitars Franky Brotz - Guitars Alex De Blanco - Bass Julien Schmidt - Drums

Genres

Das Jahr der grossen Turbulenzen.
Die DDR Tour begann am 18.01.1990. Einen Tag vorher, kamen BLITZZ mit ihren Roadies und einem roten sehr abgefahrenen Geraet, was ein Tourbus war, in Aachen vor unserem Proberaum Bunker an. Dieses Teil war wirklich ein Unikum und eigentlich kaum zu beschreiben. Ein richtig alter DDR Bus. Vollgeladen mit Benzinkanister, weil uns ja nur DDR Geld, also MARK und keine DMark fuer die Tour zu Verfuegung standen. Nachdem wir unser komplettes Equipement und die Bandmitglieder in den Bus geladen hatten, ging die abenteuerliche Tour los.

Da nicht alle Personen und Crew in den Bus nebst Anlage passten, fuhr unser Manager mit seinem Auto voll beladen, ebenfalls die ganze Tour mit. Leider haben wir damals nicht die ganzen Tourorte aufgeschrieben, ich habe hier nur noch eine Aufzeichnung vom 10.02.1990 von der Show in Wolgast, im Wirtschaftsgebaeude der Peene Werft. Ich weiss, wir haben zum Beispiel einen sehr genialen Gig auch in Ehrenfriederichsdorf gespielt. Ausserdem in Karl-Marx-Stadt.

Dort war es ein besonderes Erlebnis, denn als wir an dem Tag nach Karl-Marx-Stadt einfuhren, hiess die Stadt noch so, am naechsten als wir die Stadt verlassen haben, waren die Ortseingangsschilder in Chemnitz ausgewechselt worden. Ich wuerde mich sehr freuen, wenn ihr noch die Daten im Kopf habt, und mir die Gigs mailen koenntet. Auch gerne mit einem kleinen Bericht dazu, wie damals fuer euch die Show war und was ihr noch in Erinnerung habt. Jedenfalls war diese Tour ein grosses Erlebnis fuer uns. Die Bildzeitung brachte so gar einen Artikel mit der Ueberschrift "Als erste Heavy Metal Band aus dem Westen, Holy Moses aus Aachen macht eine DDR Tournee". Ohne besondere Werbung oder Plakate, lediglich durch die Radiodurchsagen aufmerksam geworden, stroemten hunderte von Metal Fans auf diese Tour.



Unter anderem spielten wir auch in Oybin, Goerlitz, Ebersbrunn, Saalfeld und Bad Langensulzen, wie auch Erfurt. Ich versuche und ein paar Erinnerungen an lustige Begebenheiten aufleben zu lassen. Auf dem Weg zu einer Show, platzte einer der Reifen an unserem roten Bus. An einer Werkstatt erklaerte man uns, dass es ca. 2 Wochen dauern wird einen neuen Reifen zu bekommen. Wir mussten natuerlich voll lachen, denn wir mussten natuerlich weiter fahren. Einer der Musiker von BLITZZ meinte dann nur, hat einer von uns 20,00 DM noch in der Tasche? Ja, die hatten wir dabei und siehe da, nachdem wir mit einem 20,00DM Schein winkten, war ploetzlich wie durch ein Wunder doch ein Reifen vorhanden.

In Erfurt wollten wir neue Gitarrensaiten kaufen. Andy ging in das "Musikaliengeschaeft" und bestellte 20 Saezte Saiten. Der Verkaeufer schaute uns mit grossen Augen an und meine, "Sie meinen 2 Saiten, welche sind denn kaputt", Andy mit einem sehr verdutzten Gesichtsausdruck versuchte dem Herrn klar zumachen, dass wir Saetze meinten und nicht einzelne Saiten. Leider ging dies voellig in die Hose, da es keine Saiten gab. So machte sich unser Manager auf in die naechst gelegene West-Stadt und kaufte neue Gitarrensaiten ein. Ueberhaupt, wir mussten in den ersten Tagen, immer wieder aus dem Osten raus, da fuer Wessies keine Hotels vorhanden waren und wir nicht in die Arbeiterheime durften. Manchmal viel der Schmuggel mit uns Wessies nicht auf und wir kamen als Ossies davon. So mussten wir teilweise die DDR Abends verlassen. Mein Reisepass ist daher immer noch voll mit DDR Stempel. Eine echt coole Erinnerung.

Negativ war eigentlich nur, dass die Tour zum Teil sehr anstrengend war, da wir manche Begebenheiten wirklich nicht gewohnt waren und es ne Menge Entbehrungen gab. Ein Teil der Band fuehlte sich nicht wirklich wohl. Unser Manager trug noch einen grossen Teil dazu, weil er uns wirklich scheuchte, und dies gefiel nicht allen aus der Band so. Rainer unser Gitarrist wurde sogar zu Beginn der Tour krank und blieb dann zu hause. Wir spielten die Tour dann bis zum 18.02. nur mit einer Gitarre und damit zu viert ein. Rainer war draussen, teilte uns dies dann auch definitiv mit, als wir wieder zurueck nach Aachen kehrten. Er wollte lieber wieder zeichnen und sich den Stress auf Tour nicht mehr antun.

Wir entschieden zu Viert weiter zu machen. Dies sollte sich aber auch noch aendern. Waehrend der Tour, kam zunaechst Markus Linde, von dem ich 1987 in die "Welt der Majors" eingefuehrt worden war zu einer der DDR-Gigs. Er war neugierig und waehnte sich in der Idee, Holy Moses fuer CBS/Sony zu signen. Wir waren jedoch durch die Sache mit WEA doch "Major" geschaedigt und waren uns nicht wirklich einig, was zu tun ist. Zu diesem Zeitpunkt, meldete sich auch Manfred Schuetz von Steamhammer/SPV und wollte Holy Moses unter Vertrag nehmen. Manfred vom "Schuetz-Platten-Vertrieb" und unser Manager Uli kannten sich schon aus Urzeiten und die beiden heckten dann die Idee aus, dass Uli unser Manager seine alte Plattenfirma aus Anfang der 80er Jahre wieder aufleben laesst, Holy Moses unter Vertrag nimmt und in den SPV Vertrieb gibt.

Nachdem dies klar war, gab es Unstimmigkeiten in der Band. Uli Kusch unser Drummer und Tom unser Bassist kamen nicht wirklich mit Uli dem Manager so klar. Ich hatte zwar auch teilweise meine Probleme mit ihm, war jedoch froh, dass nicht immer alle Verantwortung auf mir lag. Andy war hin- un hergerissen und wie man so schoen sagt "zwischen den Stuehlen". In den ganzen Diskussionen wie es nun weitergehen sollte, verabschiedete sich auf jedem Fall unser Basser Tom, der sich durch einen Major Deal auch erhofft hatte, nun komplett von der Musik leben zu koennen. Er entschied sich, auszusteigen und nochmal Schule und sein Abitur zu machen, da er nun plante Medizin zu studieren. Ausserdem war seiner Freundin damals ein grosser Unglueck geschehen und auch aus familiaeren Gruenden wollte er sogar aufhoeren mit der Musik und dem Bass spielen. In dieser chaotischen Situation sagte dann auch Uli unser Drummer, dass er nicht weitermachen will, wenn Andy und ich entscheiden mit dem Manager weiterzuarbeiten.



Puuh, das war ein harter Schlag und ich wusste wirklich nicht, was nun das Beste ist. Ich wollte Uli Kusch nicht verlieren, aber es kamen auch diverse andere Unstimmigkeiten, die seit einigen Monaten vorhanden waren, dazu. Fuer Uli Kusch, der ein excellenter Drummer war, war es auch sehr schwer, dass ich so im Mittelpunkt stand. Die Sache mit der MOSH Sendung hatte einiges dazu beigetragen, und Andy und ich waren fuer ihn eine starke Macht. Wir haben in der Band versucht zu diskutieren, denn mir war immer daran gelegen, Entscheidungen mit allen zusammen zu treffen, aber Demokratie ist manchmal auch sehr schwierig. Egal, es ist nach so vielen Jahren sowieso nicht mehr genau in Erinnerung, und man kennt es ja, das eine Wort gibt das andere und auch Liebe und Freundschaft haelt nicht immer. Jeder entwickelt sich, jeder reagiert anders. Wir waren sehr jung und hatten es einfach nicht im Griff, die Probleme zu loesen.

Nun, Uli Kusch stieg zwar aus, offiziell, aber er wollte das neue Album "World Chaos" noch einspielen und sich somit eigene Bedenkzeit geben. Wir unterschrieben dann den neuen Plattenvertrag mit dem Label von unserem Manager West Virginia Records im Vertrieb mit SPV. Wir nahmen wieder im Horus Sound Studio auf, wie bei der New Machine Of Liechtenstein, und wollten auch wieder mit Alex Perialis aufnehmen, der nur leider zu dem Zeitpunkt in einer anderen Produktion steckte. So entschieden wir uns fuer Will Reid Dick und Harris Johns als Produzenten. Somit auch nochmal allen zum Verstaendnis, die immer wieder etwas davon erzaehlen, dass West Virginia die Plattenfirma von Holy Moses war. Voelliger Quatsch, wir waren nur die erste Band die auf dem Label gesigned worden ist. Im Mai 1990 kam das Album auf den Markt und allen Kritikern zum Trotz, kam das Album auch wieder sehr gut an. SPV war ein klasse Vertrieb und konnte bei den WEA Zahlen mithalten.

Die Mark wechselte in DM und so konnten auch unsere Fans aus dem Osten endlich unsere Platten kaufen und nicht zu erhoehten Preisen in Ungarn. Uli Kusch bekam in dieser Zeit das Angebot von Kai Hanssens neue Band Gamma Ray und erhoffte sich dort nun noch mehr Erfolg und stieg nun endgueltig bei Holy Moses aus. Da wir eine fette Tour geplant hatten, die im Juni begann, die erste Holy Moses Headliner Tour, erinnerten wir uns an Atomic Steif von Living Death, die es mittlerweile nicht mehr gab und so kam Atomic Steiff als neuer Drummer zu Holy Moses. Ueber eine Anzeige im Rock Hard, wo ein Basser ne neue Band suchte, kamen wir zu Bernd Schnell "Benny Speed" und die Band war wieder komplett.

In diesem Line Up ging es dann ab 30.06.1990 auf Headliner Tour mit einer Vielzahl von Open Air Festivals durch West- und Ostdeutschland. Eine richtig fette Tour von Juni bis Oktober 1990. Durch die vielen Shows lief das Jahr 1990 einfach so an uns vorbei. Ich kann mich an sehr viele Dinge kaum noch erinnern, als ich die ganzen alten Tourdaten in den Ordnern gefunden habe, muss ich leider gestehen, dass ich mich an viele Dinge einfach gar nicht mehr erinnern kann. Ich glaube einfach auch, dass ich einige Dinge einfach vergessen habe, weil ich sie damals verdraengt habe, denn es ist mir schon sehr nahe gegangen mit dem Besetzungswechsel und ich habe einfach nur noch Konzerte gespielt. Uli unser Manager konzentrierte sich auf das Label und ich habe wie eine wahnsinnige ein Open Air und eine Show nach dem anderen gebucht. In dieser Zeit wurde aber das Verhaeltnis zwischen Andy und Atomic Steiff immer schlechter. Andy war es einfach gewohnt, Uli Kusch an der Schiessbude zu haben und Atomic Steiff spielte einen voellig anderen Stil als Kusch. Andy war einfach nicht zu frieden mit Atomic Steiff. Doch wir probten weiterhin zusammen, denn es standen schon wieder neue Shows fuer Anfang 1991 an und wir arbeiteten bereits an den neuen Titeln fuer das neue Album was mitte1991 erscheinen sollte. Okay, das Jahr 1990 war der Hammer ansonsten, denn so viele Konzerte wie in diesem Jahr hatten wir noch nie gespielt.



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